Giersch – ungeliebtes und bekämpftes Unkraut oder gesundes und vielfältiges Wildgemüse?
Die ersten Blätter sprießen bereits: Der Giersch wird von vielen Gärtnerinnen und Gärtnern als lästiges Unkraut geradezu gefürchtet. Er wuchert stark und wo er einmal wächst, ist er kaum wieder wegzukriegen: Reisst oder hackt man ihn aus, treibt er umso emsiger aus jedem kleinen Wurzelstück eine neue Pflanze.
Die beste Methode den Giersch im Garten an unliebsamen Stellen einzudämmen ist, ihn fleissig zu ernten -die so geschwächten Pflanzen treiben mit der Zeit immer weniger aus.
Noch besser wäre es allerdings, ihn gleich als Wildgemüse zu kultivieren, denn er verfügt über viele gute Eigenschaften. In Südkorea wird er sogar als Gemüse-Delikatesse angebaut. Aber auch bei uns wurde er in den früheren Kloster- und Bauerngärten als Nutz- und Heilpflanze geschätzt.
Heute erlebt er als Wildkraut in der modernen Gourmetküche eine Renaissance.
Andere Namen für den Giersch sind Zipperleinskraut, Erdholler, oder Geißblatt. Sein lateinische Name lautet Aegopodium podagraria. Er gehört zur Familie der Doldenblüter.
Vorkommen
Man findet ihn fast in ganz Europa, aber auch in Nordamerika und den gemäßigten Klimazonen Asiens. Er bevorzugt feuchte, tiefgründige nährstoffreiche und schattige Standorte und wächst gerne an Waldrändern, in Parks, Gärten, Gebüschen, an Bach- und Flussufern.
Vegetative Merkmale
Der Giersch wächst als ausdauernde krautige Pflanze. Ab April kommen die jungen, hellgrünen Triebe aus einem stark wuchernden Rhizom, das viele Ausläufer bildet. Sein kahler Stängel ist dreikantig gefurcht, wobei eine Kante abgerundet und die gegenüberliegende Seite konkav eingezogen ist.Die Blätter sind wechselständig angeordnet. Sie sind länglich, eiförmig und mit einem gesägten Rand, dreifach oder zweifach gefiedert und erinnern von der Gestalt an einen Ziegenfuß (daher der Name Geißblatt).
Die Pflanze wird etwa zwischen 30 und 100 cm hoch.
Der flache, doppeldoldige Blütenstand ist 12- bis 25-strahlig. Die zarten weißen Blüten sind zwittrig und fünfzählig. Die Blütezeit reicht meist von Mai bis in den August.
Ernte
Beim Sammeln sollte eine Verwechslung mit ungenießbaren bzw. giftigen Arten von Doldenblütern, wie z.B. dem Schierling, ausgeschlossen werden!
Gesammelt werden können: Junge Blätter und Sprosse (März bis Juli, vor der Blüte), Wurzeln (Frühjahr und Herbst), Früchte (Juli – August).
Inhaltsstoffe
Er ist besonders reich an Vitamin C (200 mg/ 100 g), enthält viel Provitamin A, Eiweiß, und mit etwa 27 mg/100g reichlich Mineralien und Spurenelemente wie Eisen, Kupfer, Mangan, Titan, Bor, Kalium, Magnesium, Calcium, Kieselsäure, außerdem Polyin, Harz, ätherische Öle und ein Saponin.
Verwendung in der Medizin
In der traditionellen Kräuterheilkunde war der Giersch ein geschätztes Heilmittel gegen die Gicht (lateinisch: Podagra), Rheuma und Arthritis. Schon der lateinische Name Aegopodium podagraria (übersetzt in etwa: „die Gicht heilendes Ziegenfüßchen“) bzw. die deutschen Namen Podagra- und Zipperleinskraut weisen auf diese Bedeutung des Giersch in der Volksmedizin hin.
Geschätzt wurde seine beruhigende, entwässernde, entzündungshemmende, harntreibende und verdauungsanregende Wirkung. So fand er u.a. Verwendung bei Nierenschwäche und Blasenleiden, Hämorrhoiden, Blutvergiftungen, Wunden, Darmstörungen, Husten, Lungenkatarrhen und Insektenstichen.
Da die evidenzbasierte Medizin bisher im Giersch keine Inhaltsstoffe finden konnte, die die Wirksamkeit der Pflanze bei den o.g. Beschwerden erklären würde, findet er dort keine Anwendung. Allerdings sind, bei ausgeglichener Dosierung, auch keine Nebenwirkungen bekannt.
In der Naturheilkunde wird heute besonders seine basische und stoffwechselfördernde Wirkung – bedingt durch den hohen Gehalt an Mineralien – geschätzt. Er hilft im Bindegewebe eingelagerte Säuren und Giftstoffe auszuschwemmen und entsäuert und entwässert so den Körper – heute ein ideales Kraut für eine Frühjahrskur und früher auch wichtiger Bestandteil der Gründonnerstagssuppe.
Verwendet wird er innerlich als Tee (z.B. die getrockneten älteren Blätter) , Salat oder Gemüse (die frischen, zarten Blätter und Triebe) und äusserlich als breiiger Umschlag aus den zerquetschten Blättern.
Eine moderne Variante ist auch die Verwendung im Smoothie, z.B. im Rahmen einer „Detoxkur“.
Verwendung in der Küche:
Giersch erinnert in Geruch und Geschmack etwas an Petersilie, gemischt mit Mango, Möhre und einem Hauch von Sellerie, gekocht hingegen eher an Spinat.
Die jungen Blätter und Triebe machen sich gut in Kräutergerichten (“grüne Soße”) und in leckeren Wildsalaten.
Die kräftigeren, etwas älteren Blätter sind für Salat zu grob und intensiv, sie können dann gedünstet oder gekocht werden und eignen sich gut als Spinat, oder roh feingehäckselt als Pesto und als Zugabe zu Kräuterbutter, Suppen, Soßen, Kartoffelgerichten, Bratlingen, Aufläufen.
Getrocknet und pulverisiert eigenen sich die Blätter, ebenso wie die etwas schärferen Samen, auch als Gewürz, z.B. für Suppen und Saucen.
Die Giersch-Blüten sind ebenfalls essbar und etwas lieblicher als der Rest der Pflanze. Sie verschönern Wildkräutersalate oder Suppen und aromatisieren Öle, Essige und auch hausgemachte Limonaden.
Besonders lecker und saftig sind die jungen Stiele und Knospen, die jetzt (Mitte März) schon anfangen zu treiben. Die älteren Stiele sind später zu hart und bitter und werden eher nicht verwendet.
Theoretisch kann der Giersch überall da zum Einsatz kommen, wo auch Petersilie benutzt wird, vom Geschmack ist er allerdings etwas herber.
Rezepte
– zum Ausprobieren und Weiterentwickeln, guten Appetit!
Gierschpesto
- 100 g frischen, möglichst jungen Giersch
- 3-4 Knoblauchzehen (können auch weggelassen werden)
- 100 g Parmesan oder Pecorino, gerieben
- 250 ml Olivenöl
- 75 g angeröstete und gehackte Pinienkerne (oder Sonnenblumenkerne, oder Mandeln)
- Salz
Den Giersch gut waschen, trocken schütteln, von dickeren Stängeln befreien. Knoblauch abziehen und mit dem Giersch klein hacken. Die Pinienkerne leicht anrösten, hacken. Alles im Mörser zerreiben (alternativ: Ganz kurz anpürieren), mit Peccorino oder Parmesan mischen, dann das Olivenöl nach und nach einrühren, mit Salz abschmecken. Wenn alles gut gemischt ist und die Konsistenz stimmt, Pesto in ein Schraubglas geben und mit einer dünnen Ölschicht bedecken, damit es sich länger hält.
Lecker auf Brot, als Sauce zu Nudeln, zu Pellkartoffeln…
Giersch-Frischkäse-Brotaufstrich
- 1 Handvoll frische, junge Gierschblätter, sehr fein gehackt, oder püriert
- 1 Päckchen Frischkäse
- 1 TL Olivenöl
- Salz, Pfeffer
- 1 Spritzer Zitronensaft
- Als Variante können noch 3 fein gehackte Radieschen hinzugefügt werden,
oder etwas gepresster Knoblauch.
Alles gründlich miteinander vermischen – fertig!
Giersch-Limonade
- 1 Liter Apfelsaft
- 1/2 Liter Mineralwasser
- 1 Bio-Zitrone
- 10-15 Stängel Giersch (mit Blättern!)
- 2-3 Stängel Zitronenmelisse
Kräuter und Zitrone waschen, Zitrone in Scheiben schneiden, beides mit dem Apfelsaft in einen Glaskrug geben und über Nacht gut durchziehen lassen. Kräuter entfernen, mit dem Mineralwasser aufgießen und gekühlt trinken.
„Wilder grüner Giersch“-Smoothie
- 6-7 Stengel Giersch: Blätter (und evtl. Blüten)
- 4-5 Salat-Blätter (Kopfsalat oder Romana)
- 1/4 Gurke
- 1 Mango
- 1/2 Apfel
- 1/2 Banane
- Saft 1/2 Limette oder Zitrone
- Ca. 0,1 Liter Wasser
Wasser in den Hochleistungsmixer geben, Gierschstengel, Gierschblätter und Salat einfüllen, Obst + Gurke schneiden, einfüllen. Ca 30 – 40 Sekunden mixen. Smoothie am Besten löffeln und gut „einspeicheln“ vor dem Schlucken (damit die Enzyme aus dem Speichel ihre Arbeit machen können – die Verdauung beginnt im Mund).
Und schließlich:
Was man vom Giersch nicht selber essen kann, bleibt als Mulch auf dem Beet oder kommt auf den Kompost und reichert so den Boden wieder mit wertvollen Nährstoffen an. Übrigens auch Kaninchen und Meerschweinchen lieben den Giersch, ein gesundes Kleintierfutter!
Ich hoffe, der kleine Artikel über den Giersch hat Ihnen gefallen. Vielleicht haben Sie Lust – besonders jetzt im Frühjahr – etwas für die eigene Gesundheit zu tun. Ich begleite Sie auch gerne bei der Entgiftung mit einem individuellen Behandlungskonzept, oder auch mit einer wohltuenden und entschlackenden Massage. Auf dieser Homepage finden Sie noch viele weitere Informationen über mich und meine Arbeit.
Weitere Rezepte, Tipps und Anregungen zum Thema Entschlacken, Entsäuern und Entgiften, gibt es im Workshop am 01.04.2016 in meiner Praxis – bitte melden Sie sich an.
Noch mehr interessante Artikel verschiedener Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker finden Sie unter der Aktion „das tut gut – fit in den Frühling“.